Instagram: Leben wir in einer Welt voller Selbstdarsteller?

6 min

Instagram. Facebook. Twitter. YouTube. Snapchat. Blogs.

Die Zeit war noch nie perfekter, sich der Welt von der besten Seite zu präsentieren. Sich so zu zeigen, wie man gerne gesehen werden möchte.

Was man gerade macht. Wo man sich gerade aufhält. Mit wem man gerade ist. Was man gerade zu sich nimmt.

Ein Erlebnis, welcher mir besonders in Erinnerung geblieben ist war, als ich mit meiner Freundin in Edingburgh war. Nachdem wir den Calton Hill erklimmt und den Ausblick genossen hatten, suchten wir nach dem besten Fotospot. Damit wir ein schönes Bild für Instagram machen können.

Als wir diesen schlussendlich gefunden haben und nur darauf warteten, endlich an der Reihe zu sein, ohne all die Menschen im Bild, regte sich hinter mir ein Mann mittleren Alters über uns auf Schweizerdeutsch auf:

Alles Selbstdarsteller! Nur noch Selbstdarsteller! Denen geht es gar nicht mehr um die Aussicht! Sie geniessen nichts mehr!

Ich gehe schwer davon aus, dass er nicht dachte, dass ich ihn verstehen würde. Wie ich aber während all meinen Reisen gelernt habe ist, dass du fast kein Land bereisen kannst, ohne ein paar Schweizer zu treffen.

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Nachdem wir unsere Fotos schlussendlich aufgenommen haben, drehte ich mich zu unserem nörgelnden Kollegen und seiner Frau und sagte ihnen:

Wir haben zuerst auch den Ausblick genossen, bevor wir uns an die Fotos rangemacht haben.

Die Frau lächelte etwas verlegen. Der Mann verschwand so schnell aus meinem Blickwinkel, dass ich seine Reaktion gar nicht richtig wahrnehmen konnte. Irgendwie verspürte ich, dass ich mich bei ihm rechtfertigen müsste.

Sind wir alle bloss Selbstdarsteller?

Diese Frage mit einem simplen Ja oder Nein zu beantworten wäre wahrscheinlich etwas zu einfach.

Schliesslich streben wir Menschen in vielen möglichen Lebenssituationen nach Anerkennung. Teilweise liegt es uns in der Genetik, zu einem grossen Teil werden wir aber auch darauf getrimmt.

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Schon in der Schule sind wir bloss gut, wenn wir die besten Noten bekommen. Wenn du es nicht schaffst, der beste zu sein, wird dir das auch immer mal wieder schön unter die Nase gerieben.

Du musst nicht automatisch der schlechteste Schüler sein. Mittlere Noten zu bekommen heisst oft auch, dass du bloss als der Durchschnitt angesehen wirst. Das nehmen viele von uns dann auch mit als Erwachsene.

Im Berufsleben ist es nichts anders. Auch hier wirst du mehr oder weniger nach deiner Leistung bewertet und entsprechend behandelt. Wenn du etwas erreichen wirst, musst du ziemlich Gas geben.

Auch in der Freizeit, beispielsweise im Sport geht es darum, wer der bessere ist. Je mehr du kannst, desto beliebter wirst du automatisch.

Warum soll es in unserer Welt voller Sozialen Medien anders funktionieren?

Egal wie grossartige Fotos zu machst, wenn du nicht bereits eine hohe Anzahl an Followern hast, bist du automatisch weniger interessant. Weniger, als vielleicht jemand, der nur halb so gut ist wie du, aber mehr Anhänger hat.

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Dafür können wir nichts. Wir sind alle angetrieben von bestmöglicher Leistung und streben nach hoher Anerkennung im Alltag.

Da ist es auch nicht fern, dass wir uns auf Instagram von der besten Seite präsentieren möchten. Wir möchten das beste Foto schiessen und uns darauf gut aussehen lassen.

Freiheit für die Kunst

Ist es falsch, sich so selbst darzustellen? Sollen wir uns authentischer zeigen?

Ich bin der Meinung, dass mittlerweile viel, sehr viel künstliches in den Sozialen Medien um sich schwirrt. Ein bisschen mehr Authentizität wäre teilweise sicherlich willkommen.

Doch gleichzeitig bin ich auch der Meinung, dass wir nicht jede Seite von uns der kompletten Welt präsentieren müssen. Solange wir in den Stories und von der menschlicheren Seite zeigen, darf es auch erlaubt sein, die künstlerische Ader im Feed ausleben zu lassen.

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Schliesslich schauen wir uns auch gerne Filme und Musikvideos an, bei denen wir wissen, dass nicht alles 100% echt ist. Und trotzdem geniessen wir den Anblick und lassen uns gerne unterhalten.

Instagram ist geil

Trotz einigen Problemchen, die es auf Instagram gibt, ist diese Plattform für mich eine der besten Sachen überhaupt.

Noch nie konnten wir uns vorher von so wunderschönen Orten inspirieren lassen, wie es heutzutage möglich ist.

Wir können uns die faszinierendsten Orte markieren um vielleicht irgendwann mal in der Zukunft diese selbst zu besuchen.

Wie geil ist das denn?

Auch war es früher nie so einfach wie Heute, Gleichgesinnte rund um den Globus kennenzulernen und die Leidenschaft fürs Reisen mit Ihnen zu teilen.

Man darf nicht im allen etwas schlechtes sehen, wie es der Kollege in Edinburgh vielleicht sah. Schliesslich hat er sich wahrscheinlich für seine Reise ebenfalls auf Instagram inspirieren lassen.

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2 Comments

  1. 28. February 2019 / 21:36

    Sorry, aber ich kann mit diesen gestylten Fotos vor schöner Kulisse nichts anfangen. Sie wirken auf mich künstlich und lenken vom eigentlichen Motiv ab. Wenn ich etwas über ein Land erfahren möchte, brauche ich nicht auf jedem Bild eine Person. Da reicht mir die Landschaft/das Gebäude vollkommen aus. Aus diesem Grund habe ich mich auch bei Instagram abgemeldet. Ich würde gern mal ein paar natürliche Bilder von Euch sehen. Derzeit habe ich das Gefühl, Ihr reist nur durch eine Art Traumwelt. – Ich hoffe, Ihr nehmt mir meine Worte nicht übel. Aber Ihr habt nach Meinungen gefragt 🙂

    • Igor
      Author
      28. February 2019 / 21:43

      Sabine, das Recht steht dir selbstverständlich zu. Nun ja, wie im Artikel erwähnt ist Instagram für mich eine Plattform, in der ich mich künstlerisch ausleben kann. Für alles menschliche, weniger perfekte gibt es andere Möglichkeiten, dies zu präsentieren. Ich kann dich aber vollkommen verstehen, auch wenn ich dich enttäuschen muss. Unsere Bilder bleiben hoffentlich weiterhin traumhaft. 😉 Ich mag Bilder mit Menschen drauf, da sie dem Bild eine Geschichte, eine Emotion geben. Hoffe, du verstehst, was ich meine.

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